Schützenscheibe von 1926
Der Schießsport erfordert von den Schützen ein hohes Maß an Konzentration und Kondition, er kann aber wie von vielen Schützenschwestern und Schützenbrüder bewiesen wird, bis ins Hohe Alter ausgeübt werden. Etwa ab dem 13. Jahrhundert kam es in den mittelalterlichen Städten in Europa zu den ersten Gründungen von Schützengilden. Diese bürgerlichen Vereinigungen übten sich im Umgang mit Schusswaffen zu denen der Bogen, die Armbrust und später auch die Feuerwaffen zählten. Der wirkliche Grund zur Gründung dieser Schützengesellschaften war aber in der Bereitschaft der Schützen zu suchen, die oft von Feinden bedrängte Heimat zu verteidigen. Es fanden sich gleichgesinnte Männer zusammen die entschlossen waren, in Kriegszeiten für ihre Heimat und Freiheit, große Opfer zu bringen ja sogar ihr Leben hinzugeben, Nach dem österreichischen Erbfolgkrieg wurden die Bürger in einigen Städten vom Magistrat sogar zum Scheibenschiessen verpflichtet. Es ist überliefert dass der Schützenkönig, also der Beste Schütze der jedes Jahr ermittelt wurde, für ein Jahr von der Steuer und den Abgaben befreit wurde. Dem ist leider in der heutigen Zeit nicht mehr so. Der Name Schütze kommt vom Adjektiv schützen. Der Schütze des Mittelalters beschützte die Freiheit, das Hab und Gut der Allgemeinheit mit ihrem Leben. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Gedanke der Heimatverteidigung durch Schützengilden von der Geschichte eingeholt und übrig blieb die Freude am Schießsport. Darüber hinaus verstehen sich die Schützen auch heute noch als Bewahrer und Hüter des Brauchtums des kulturellen Erbes unserer Vorfahren. Allein diese Tatsachen zeigen uns, dass die Schützenvereine zu dem ältesten Vereinigen in unserem Lande zählen. Der Schützenverein „Gemütlichkeit“ Pösing zählt zwar nicht zu den ganz alten tradionsreichen Schützengesellschaften, doch kann er in diesem Jahr auf fünfundachtzig Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken. Im Jahre 1924 wurde der Grundstein für den sehr aktiven und rührigen Verein gelegt. Die ersten Männer die sich zusammentaten um in ihren Heimatort Pösing einen Schützenverein zu gründen waren Heimerl Hans, Weitzer Willi, Aschenbrenner Josef, Jobst Josef, Bergbauer Johann und Ertl Josef. Schützen hatte es in Pösing zwar schon lange vorher gegeben, doch mit der Namensgebung „Schützenverein Gemütlichkeit“ hatte das Schützenwesen in Pösing eine feste Grundlage erhalten. Soweit mündlich noch erfahrbar war übernahm Heimerl Hans als erster Vorstand die Leitung des neu gegründeten Vereins. Im zur Seite standen Weitzer Willi als Kassier und Ertl Josef als Lademeister. Die Mitgliederzahl stieg rasch an und es entwickelte sich ein reges Vereinsleben. Das neben dem Schießsport auch das Gesellige nicht zu kurz kam besagt schon der Vereinsname „Gemütlichkeit“. Im Verein waren auch viele theaterbegeisterte Jung- und Altschützen die ein Volksstück einstudierten das mit großen Erfolg in Pösing und einigen Nachbarorten aufgeführt wurde. Besonders die Schuhplattlergruppe des Schützenverein Gemütlichkeit Pösing begeisterten mit ihren Auftritten. Um in der Öffentlichkeit mehr in Erscheinung treten zu können, dachte man sehr bald daran sich eine Fahne anzuschaffen. Da der junge Verein nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügte, war der damalige Herbergsvater Wolfgang Weitzer bereit den fehlenden Rest für den Erwerb einer Vereinsfahne vorzustrecken. Am 03.Juni 1928 war es soweit, die Feierliche Weihe der neuen Fahne konnte in der Pösinger Kirche vollzogen werden. Der damalige Festausschuss unter dem Vorstand und Festleiter Ludwig Glöckl konnte als Fahnenmutter Frau Eleonora Sauer aus Thierlstein gewinnen. Ihr zur Seite standen als Fahnenbraut Berta Weitzer und als Fahnenjunker Ederer Wolfgang. Nach diesem wunderbaren Fest, es waren 60. Vereine aus nah und fern gekommen, kehrte der verein wieder zum normalen Schiessalltag zurück. Erwähnenswert ist, dass die Herberge der Pösinger Schützen auch nach fünfundachtzig Jahren noch das Gasthaus Weitzer ist. Wer in den heutigen Tagen das Schützenheim im Vereinslokal Weitzer besucht, kann sich von der hervorragenden Ausstattung des Domizils der Pösinger Schützen überzeugen. Neben den als Gastraum ausgestatteten Aufenthaltsraum für vierzig Personen befindet sich die Schiesshalle mit sieben elektrisch betriebenen Schießständen. In der Gründerzeit des Vereins sah das alles noch anders aus. An einem provisorischen Schiessstand im Nebenzimmer der Wirtschaft schoss der Schütze durch die offene Tür auf eine Scheibe die im Telefonzimmer notdürftig mit Reißnageln an einem Brett befestigt war. Der als Ringzähler eingesetzte Vereinsfunktionär musste sich vor jedem Schuss erst in Sicherheit bringen, was wegen der damals fehlenden Unfallversicherung mehr als bedenklich war. Da dem Verein wieder einmal die nötigen Mittel fehlten um sich ein Gewehr anzuschaffen stellte der Vereinswirt, der selbst ein leidenschaftlicher Schütze war, ein solches zur Verfügung. Leider entsprach dieses Gewehr nicht den damaligen Vorschriften. So mussten die Pösinger Schützen die an Preisschiessen in Orten der näheren Umgebung teilnahmen sich vom gastgebenden Verein ein Gewehr ausleihen. Schon das Erreichen dieser Orte, zum Beispiel Waffenbrunn, zu Fuß oder mit dem Fahrrad war sehr beschwerlich. Erst im Jahre 1928 wurde das erste vereinseigene Gewehr angeschafft, das nun auch den Vorschriften entsprach. Alljährlich wurde am ersten Samstag im Oktober die Jahreshauptversammlung abgehalten. Diese Tradition hat im Verein bis zum heutigen Tage Bestand. Leider wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten das Vereinsleben stark eingeschränkt und hörte, da zahlreiche Vereinsmitglieder zu den Waffen gerufen wurden, schließlich vollkommen auf. Vom Jahre 1939 bis 1950 ist vom Schützenverein in Pösing wenig zu berichten. Da aber nach dem Krieg in Pösing wieder Interesse am Schießsport entstand, drängten vor allem Weitzer Willibald und Ludwig Glöckl, der ja noch immer Vorstand war, auf eine Neuwahl der Vorstandschaft. Die Neuwahl wurde 1950 durchgeführt. Glöckl Ludwig wurde Vorstand, Weitzer Willibald Kassier und Ertl Hans Schriftführer. Die Vereinschronik weist in den Jahren 1950 bis 1967 keine besonderen Höhepunkte auf, außer dass der Verein im Jahre 1962 beim Schützenfest des Nachbarvein Burgschütz Wetterfeld die Patenschaft übernahm. Die Schützen trainierten fleißig am provisorischen Schiessstand im Vereisheim Weitzer. Da sich dieser in der Gaststube befand war es ganz normal, dass sich auch anderer Gäste am Schiessen der Pösinger Schützen rege beteiligten. In der damaligen Zeit war der Schützenverein „Gemütlichkeit“ Pösing“ genauso wie viele andere Schützenvereine in der Oberpfalz noch in keinem Dachverband organisiert. Man war ein so genannter „Wilder Verein“. Unter der Führung des damaligen Schützenmeisters Siegmund Spießl beschlossen die Mitglieder am 09. Dezember 1967 dem Schützengau Roding und Oberpfälzer Schützenbund beizutreten. Von nun an ging es erfreulich aufwärts mit dem verein. Bereits im Herbst 1968 wurde unter der Regie der Herbergsfamilie Weitzer mit dem Bau eines neuen Schiessstandes im Saal des Gasthauses begonnen. Vom 08. bis 10. November 1968 fand das Standeröffnungsschiessen unter der Schirmherrschaft von Landrat Ernst Girmindl statt. Es kämpften 270 Schützen um die wertvollen Preise. Als beste Mannschaft konnte die Vereinigte Schützengesellschaft Cham den ersten Platz erringen. Bereits drei Jahre später, im Jahre 1971, wurde ein weiteres großes Preis- und Pokalschiessen abgehalten an dem sich 340 Schützen und 34 Mannschaften beteiligten. Mannschaftssieger wurden damals die Bergschützen aus Arrach. Der Verein wurde mittlerweile fünfzig Jahre alt und man wollte sich als äußeres Zeichen der Vereinszusammengehörigkeit eine neue Fahne anschaffen. Unter der Schirmherrschaft von Herrn Albert Vogelsang wurde am 21.Juli 1974 die Fahne von H.H. Benefiziat Schober geweiht. Die Festleitung des Schützenfestes übernahm der damalige Gauschützenmeister und Schützenmeister der Pösinger Schützen Hans Nirschl. Die Patenschaft übernahm der Nachbarschützenverein Burgschütz Wetterfeld. Als Fahnenmutter konnte Frau Elfriede Gmach und als Fahnenbraut Erika Lankes, verheiratete Fraundorfer, gewonnen werden. Im selben Jahr wurde im Zuge eines größeren Umbaus der alte Schiessstand abgebrochen und das jetzige Schützenheim mit sieben Schießständen geschaffen. Vom 13. bis 16.Juni 1975 hielt der Schützenverein „Kürnburg“ Stamsried sein 85jähriges Gründungsfest verbunden mit einer Fahnenweihe und dem Landkreisschützenfest ab. Patenverein war „Gemütlichkeit“ Pösing. Vom 15. bis 24. April 1977 führte er Verein ein großes Standeröffnungsschiessen mit 442 Einzelschützen und 32 Mannschaften durch. Die Schirmherrschaft übernahm Bürgermeister Alfons Daiminger und als Ehrenschirmherr fungierte Altbürgermeister Ludwig Weiß. Mannschaftssieger wurde der Schützenverein „Tell“ Pemfling. Vom 21. bis 29.September 1979 fand anlässlich des 55jährigen Vereinsjubiläums am Stand der Pösinger Schützen ein Preisschiessen verbunden mit dem Gauwanderpokalschiessen statt. Es traten 201 Schützen an den Stand. Bester Schütze auf die Festscheibe war Kropf Franz von Bergschütz Hitzelsberg. Auf der Glücksscheibe konnte Schwaiger Peter von Lobenstein Zell und auf der Meisterscheibe Ederer Robert von Bergschütz Obernried jeweils das beste „Blattl“ erzielen. Das nächste überörtliche Schiessen fand auf Grund des 60jährigen Vereinsjubiläums vom 03. bis 13. Mai 1984 statt.mit440 Teilnehmern aus der Schützengauen Roding, Cham, Furth im Wald und Bruck statt. Als Schirmherr konnte Herr Konrad Spießl, Bankdirektor aus Roding und als Ehrenschirmherr Herr Ludwig Gmach, Sägewerksbesitzer aus Pösing gewonnen werden. Es traten 37 Mannschaften an den Stand. Als beste Mannschaft trat der Schützenverein „Gußstou“ Kirchenrohrbach hervor. Im Jahre 1987 übernahmen die Pösinger Schützen die Patenschaft beim Schützenverein Roding bahnhof Am Samstag, den 31.Juli 1999 feierte der Verein sein 75jähriges Vereinsjubiläum. Aus diesem Anlass fand um 14.00 Uhr im Gasthaus Weitzer ein Festakt mit Ehrungen statt. Nachdem am Kriegerdenkmal ein Kranz niedergelegt wurde fand um 18.00 Uhr auf der Schulwiese ein Festgottesdienst statt. Ab 19.30 Uhr feierte der Schützenverein mit den Ortsvereinen, den umliegenden Schützenvereinen und der Bevölkerung von Pösing und Langwald in der Mehrzweckhalle ihr Jubiläum. Im selben Jahr fand vom 30. September bis 10. Oktober 1999 das 75jährige Jubiläums-schiessen statt. Schirmherr war Herr Josef Daiminger und Ehrenschirmherrin unser Ehrenmitglied Frau Elfriede Gmach. Es stellten 375 Schützen ihr können unter Beweis. Beste Mannschaft stellten die Reichsburgschützen Siechen/Altenstadt Cham. Die Immergrün-Schützen aus Michelsneukirchen stellten mit 22 Schützen den Verein mit den meisten Schützen. Seit dem Jahre 1993 wird vom Schützenverein im zweijährigen Rhythmus die Dorfmeisterschaft im Luftgewehrschiessen ausgetragen. Bei diesem Schiessen wird unter anderem auch der Dorfschützenkönig für die Gemeinde Pösing ermittelt. Heuer wird diese Meisterschaft bereits zum neunten Male durchgeführt. Seit vielen Jahren organisiert der Schützenverein in den Sommermonaten sein Sommernachtsfest. Lange Zeit fand diese Veranstaltung im Hof des Vereinslokals Weitzer statt, später wich man auf die Schulwiese aus, da für die Kinder der Besucher gleich der Kinderspielplatz angrenzt. Unter der Leitung des damaligen Schützenmeisters Hans Fraundofer wurde im Jahre 2005 erstmals ein Oktoberfest mit Musik in der Mehrzweckhalle Pösing durchgeführt. Diese Veranstaltung wurde bis heute anstatt des alljährigen Sommerfestes beibehalten. Jedes Jahr zum ersten Mai marschieren die Pösinger Schützen zum Schlachtfest der Schützen von Bahnhof Roding nach Oberkreith. Vor allem der Heimweg, nach reichlichen Genuss des guten Gerstensaftes, durch das „Moderer“ wurde in den Abendstunden für manchen Schützen zum Verhängnis, da er unfreiwillig mit den Wasserlöchern des sumpfigen Weges Bekanntschaft machte. Eine feste Institution am Anfang Oktober jedes Jahres ist das Seniorenschiessen des Schützengaues Roding das beim Schützenverein Pösing veranstaltet wird. Dort treffen sich die Schützen die älter als fünfundfünfzig Jahre zählen um in drei Altersklassen ihre Meister zu ermitteln. Zu den ältesten Teilnehmern zählen Schützen die das achtzige Lebensjahr bereits überschritten haben. In den Jahren 2004 bis 2008 wurde der Aufenthaltsraum und die Schießhalle schrittweise umgebaut und im Jahre 2008 die Fahne aus dem Jahre 1974 generalsaniert. Im Besitz des Vereins ist auch noch die Fahne aus dem Jahre 1928. Die Ausstattung des Vereins mit den neusten Pressluftgewehren und einer großen Anzahl von Schießbekleidung lässt keine Wünsche für Jung- und Altschützen offen. Da im Jahre 2007 kein Verein das Johannifeuer am Bierl durchführen wollte, nahmen sich die Schützen ein Herz und organisierten diese Traditionsveranstaltung der Gemeinde Pösing.